Die Fusswaschung - Vom Lehrmeister zum dienenden Herrn
- Deborah Hess
- 13. Apr.
- 2 Min. Lesezeit

"Christus wäscht seinen Jüngern die Füße" Tintoretto (Jacopo Comin)
Nach der prophetischen Salbung in Bethanien, mit der Maria Jesu Tod ankündigte und ehrte, folgt im Johannesevangelium ein weiterer symbolisch aufgeladener Akt: die Fuußwaschung (Johannes 13). Beide Szenen spiegeln sich inhaltlich und theologisch. Wieder beugt sich jemand zu Jesu Füßen, aber diesmal ist es Jesus selbst, der sich zu den Füßen seiner Jünger neigt.
Der Meister wird zum Diener
Jesus, der von Gott kommt und zu Gott geht (Joh 13:3), nimmt ein Tuch, gießt Wasser in eine Schüssel und beginnt, seinen Jüngern die Füße zu waschen. Das ist der Dienst eines Sklaven, den niemand in der Runde tun will. Der Herr und Lehrer handelt gegen jede Erwartung. Er kehrt die Verhältnisse um. Was Maria in Bethanien durch ihre liebevolle Hingabe prophetisch andeutet, das zeigt Jesus nun in radikaler Selbstentäußerung: Die Größe Gottes offenbart sich in der Niedrigkeit.
Petrus protestiert - und wird zurechtgewiesen
Wie Judas in Bethanien protestiert auch Petrus bei der Fußwaschung: "Niemals sollst du mir die Füße waschen!" (Joh 13:8). Er erkennt, wie unangemessen die Szene scheint. Doch Jesus besteht darauf: "Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir." (Joh 13:8) Die Fußwaschung ist mehr als eine Geste der Demut. Sie ist Teilhabe, Reinigung, Zeichen des kommenden Kreuzesdienstes. Wer Anteil an Christus haben will, muss sich von ihm dienen lassen. Das Kreuz ist kein Ruhmesweg, sondern der Weg nach unten.
Die symbolische Tiefe der Handlung
Wie die Salbung durch Maria ein Vorausbild der Grablegung Jesu ist (Joh 12:7), so ist die Fußwaschung ein Vorausbild seines Kreuzestodes: eine freiwillige Erniedrigung, die den anderen dient. Jesu Tun ist Zeichenhandlung und Offenbarung. Er entkleidet sich, wie er sich am Kreuz entäußern wird. Er bindet sich mit dem Tuch wie ein Sklave, wie er sich mit der Sünde der Welt beladen wird. Die Fußwaschung wird so zur theologischen Auslegung des Kreuzes.
Ein neues Gebot der Liebe
Nach der Fußwaschung gibt Jesus seinen Jüngern ein neues Gebot: "Liebt einander, wie ich euch geliebt habe." (Joh 13:34) Die Art, wie Jesus liebt, ist nicht abstrakt oder romantisch, sondern konkret, dienend, demütig. Seine Liebe zeigt sich im Bücken, im Waschen, im Kreuz.
Verbindung zur Salbung
Beide Szenen - Salbung und Fußwaschung - sind nicht nur Einleitung zur Passion, sondern auch tiefgreifende Kommentare dazu. Die Frau in Bethanien salbt Jesus zum Tod, Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße und zeigt ihnen, was sein Tod bedeutet: selbstlose Liebe. Die Rollen kehren sich um: Der Herr dient, der Gekreuzigte ist erhöht, die Schwachen sind die Zeugen.
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